Rennradtour Pragelpass – Klausenpass
Rennradtour: Pragelpass – Klausenpass
Zwei Pässe, leere Speicher – und ein voller Kopf 🚴♀️
Es gibt Touren, die fährt man, weil man sie liebt. Und es gibt Touren, die fährt man, um sich selbst zu beweisen, dass man sie kann.
Diese Route war irgendwo dazwischen: schön genug, um mich zu locken, fordernd genug, um mich an meine Grenzen zu bringen.
Gleich zu Beginn: Ich möchte hier nicht angeben – zweifelsohne gibt es genügend Menschen, die diese Tour mit links fahren. Aber darauf kommt es nicht an. In der persönlichen „Bewertung“ zählt immer, wo man selbst steht. Und es zählen nicht nur die „harten Fakten“ wie Alter oder Geschlecht, sondern wie man gerade ist – körperlich, mental, seelisch.
Ich bin fasziniert von der Möglichkeit, direkt von der Haustür zu starten, über den einen Pass hin- und den anderen zurückzufahren. Eben eine schöne „Runde“. Die Herausforderung: viele Höhenmeter und einiges an Distanz. Vom Körperbau her eigne ich mich wahrscheinlich eher für flache Passagen, wo man richtig Gas geben kann. Aber die Liebe gilt nun mal den Bergen.
Der Pragelpass glänzt mit vielen 14 %-Abschnitten (jeweils auf 500 m gemessen – laut meinen Aufzeichnungen waren die steilsten 100 m sogar bei 16 %). Trotz „Bergkränzle“ (Shimano Kassette Ultegra CS-HG800, 11 Gang, 11–34Z für die Technikfans) ist das für mich ziemlich fordernd.
Der Plan stand also fest: Freitag sollte es losgehen …

Panne schon beim Aufstehen
Dummerweise habe ich den Wecker am Vorabend um eine Stunde zu spät gestellt. Also viel zu spät aufgewacht. Gutes Frühstück (mein Power-Müsli) ist Pflicht – und so dauerte es, bis ich startklar war: eine Stunde verspätet.
Etappe 1: Brunnen → Muotatal
Gemütliches Einrollen aus Brunnen hinaus ins Muotatal. Die Sonne stand leider schon höher als geplant, es war bereits warm. Dennoch: lockeres Pedalen, dieser runde, fast mühelose Tritt. Der strahlend blaue Himmel, die Mythen vor mir – ein Blick, den ich immer wieder genieße. Viel Freude war mit mir und auch ein wenig kribbelnde Spannung …
Etappe 2: Muotatal → Pragelpass
Dann wurde das Terrain ernst – der deutliche Aufstieg zum Pragelpass. Bereits am Ortsausgang von Muotatal war klar: Das wird anstrengend. Ich fahre so, dass immer ein wenig Reserve bleibt, und bin hochkonzentriert bei entgegenkommenden oder überholenden Autos. Ich weiß: Aus den Cleats komme ich bei so steilen Passagen nicht immer schnell raus, und wieder einklicken ist auch tricky.
Ich höre sehr auf meinen Körper: Geht der nächste Anstieg noch oder lieber Pause? Flachere Passagen nutze ich für kurze Stopps.
Unten ist es meist schattig – wunderschöne Waldpassagen, wenig Verkehr. Später: saftige Wiesen, Alplandschaften, beeindruckende Kulisse.

Weiter oben wird es deutlich flacher.

… und ich „verpasse“ tatsächlich die Passhöhe. So im Fluss, so im Tritt – da standen zwar viele Autos, aber dass das schon oben war, merke ich erst, als es bergab geht. Entscheidung gefallen: weiter zum Klausen.
Etappe 3: Abfahrt nach Glarus
Bei der Abfahrt bekomme ich von der Landschaft eher wenig mit – nur kurze Blicke, der Rest ist Konzentration. Mit den harten Reifen spürt man jeden Belag im Hintern.
Kurze Fotopause am Klöntalersee:

Dann weiter bergab nach Glarus.
Etappe 4: Glarus → Linthal – Speicher leer
Von Glarus die Hauptstraße Richtung Linthal. Gesucht: Brunnen fürs Wasser und ein ruhiges Pausenplätzchen.
Dieser Abschnitt war herausfordernd: Verkehr, Lärm, müde Beine. Ich versuche, durch Visualisierung Energie zu mobilisieren – und ein entspannteres Verhältnis zu den Autos.
In Linthal ist klar: Meine Glykogenspeicher sind leer.
Ich setze mich auf eine Bank - Trinken, Essen, Atmen, Genießen. Der Klausen wartet – und er kennt keine Gnade.

Etappe 5: Klausenpass
Die ersten Meter sind zäh, dann läuft es wieder – aber nicht lange. In der Mittagssonne wird es ein Kampf um Ressourcen: Kühlung oder Bein-PS. Schattige Kehre, Verschnaufpause.
Ziemlich gleichmäßige 7 % Steigung bis zum Urnerboden.

Das Flachstück tut gut, dann wieder bergauf: 6–7 % bis oben. Der Rücken schmerzt, die Hamstrings drohen zu krampfen. Wasser ist aus. Dann ein kleines Bächlein – Gelegenheit für die letzte „offizielle“ Pause.

Irgendwann ist die Passhöhe erreicht. Fotopause. Gilet für die Abfahrt anziehen.

Etappe 6: Heimwärts
Abfahrt nach Altdorf, konzentriert. Der kleine Gegenanstieg in Unterschächen – vergessen, aber zäh. Weiter nach Flüelen und Endspurt nach Sisikon, um den Velo-Shuttle zu erwischen (Strecke Sisikon–Brunnen ist gesperrt). Gerade noch geschafft – und zu Hause das Velo samt Fahrerin per Aufzug in den 6. Stock. Zu Fuß? Heute nicht.
Und daheim?
Eigentlich wäre jetzt ein Proteinshake ideal – aber keine Lust. Stattdessen zwei gluten- und alkoholfreie Biere, Restbestände Rindfleisch und eine Misosuppe vom Vortag.
Wegen drohender Krämpfe: eine extra Magnesiumglycinat-Kapsel.
Vor dem Schlafengehen meine übliche Gute-Nacht-Mischung aus Mineralien und Aminosäuren – hilft mir, besser zu schlafen und schneller zu regenerieren.
Am nächsten Tag: Faulenzen. Kein Zwang, einfach nur Sein und freuen.
Ausrüstung & Verpflegung
Unterwegs war ich mit meinem Cube C:68 Litening Wanty Gobert und leichter Bergübersetzung (Kassette Shimano Ultegra 11–34Z).
Für die Verpflegung habe ich meine eigenen [[Reisbaellchen|Reisbällchen]] und meinen [[Elektrolyt_Aminosaeuren_Sportdrink|Elektrolyt-Aminosäuren-Drink]] genutzt – beide Rezepte gibt es demnächst auf freudvoll.fit. Dazu noch ein paar Klassiker: Coca Cola, getrocknete Datteln und getrocknete Aprikosen.
Die Mischung hat sich gerade bei langen, heißen Etappen wieder bestens bewährt.
Steigungsprofil
Daten: 125 km - 2 750 Hm - Maximale Steigung (auf 200 m gemessen): 15.2 % 😉
Es war ein Tag zwischen Sonne und Schatten, durch stille Täler und über lange Anstiege. Die Beine brannten, doch die Pässe gaben ihren eigenen Rhythmus vor.
Fazit: Nicht jede Tour ist purer Genuss. Manche schenken dir etwas Tieferes: das Wissen, dass du sie fahren kannst. 🖤